Auktion: 434 / Wertvolle Bücher am 21./22.11.2016 in Hamburg Lot 639

 

639
Moses Mendelssohn
Eigh. Manuskript., 1755.
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 13.200

(inkl. Käuferaufgeld)
Mendelssohn, Moses,
Philosoph, der "Berliner Sokrates", 1729-86. Eigh. Manuskript. O. O. u. J. [wohl Berlin, Frühjahr 1755].

Kritische Anmerkungen zu Johann Georg Sulzers Essai sur le bonheur des ètres intelligens , den der Philosoph 1754 der Berliner Akademie der Wissenschaften vorgelegt hatte und der 1756 in den Akademie-Abhandlungen (Histoire de l’Académie Royale des Sciences et Belles Lettres. Année MDCCLIV", Berlin, Haude & Spener, S. 399-417) erschien. – Mendelssohn, der durch Lessing bei Sulzer eingeführt worden war, hatte wohl im Frühjahr 1755 von dem Philosophen das Manuskript erhalten mit der Bitte, seine Ansicht darüber in Anmerkungen zu formulieren. „Es kann ernstlich seyn, dass ich nicht recht in die sehr abstrakte Begriffe des H. Professors entrirt bin. Da ich mir aber viel Mühe gegeben, diesen neuen Lehrsatz deutlich einzusehen; so habe ô umhin gekont, alles aufzusetzen, was mir dabey eingefallen ist." Seinen Ausführungen setzt Mendelssohn jeweils Schlagwörter vorweg, die er im folgenden assoziativ erläutert: "S. 3 / Le bonheur – d’accord. Ich weis ô, ob die gantze Welt auch hierin einstimmen sollte. Ein plötzlicher Tod, der mich in einem tiefen Schlafe überfiele, ein heimliches Gift, der mich gantzlich fühllos machte, würde mir eigentlich keine Schmertzen verursachen, und dennoch unstreitig meiner Glükseeligkeit Abbruch thun.“ (Dieser Absatz durchgestrichen.) - "S. 4 / La premiere – de la nature. Fehlt hier ô eine 3te Quelle der Schmertzen?, nehmlich die Misstimmung der allgemeinen Gesetze der Bewegung, mit den jenigen Gesetzen, die zur Erhaltung unsers Körpers erfordert werden, daraus die Krankheiten entstehen, oder wollen der H. Professor hier von den Mängels des Körpers abstrahiren, weil sie ô nothwendig allen Geistern zukommen? Sie gedenken aber S. 10 der Vergnügungen der Sinne. - S. 10 – 11 / Pour etre – intelligences. Die Regeln der Ordung und der Schönheit der grossen Welt, streiten ô selten mit den Regeln der Ordnung, die zu den sinnlichen Vergnügungen dienen. Es ist also zu den Vergnügungen der Sinne genug, wenn alle Bewegungen in unserem Körper nach den Regeln seiner eigenen Schönheit erfolgen. Was gehen uns, in so weit wir nur die sinnlichen Vergnügungen betrachten, die Regeln der Ordnung und der Schönheit des Gantzen an? .." Es folgen zehn weitere, bis zu anderthalb Seiten lange Ausführungen.
Mendelssohn war im Frühjahr 1755 mit der Ausarbeitung seiner Briefe über die Empfindungen (Berlin, Christian Friedrich Voss 1755) beschäftigt, in denen er sich mit Sulzers àsthetischen Auffassungen auseinandersetzte.
Jubiläumsausgabe, Bd. 2 (Schriften zur Philosophie und Ästethik , hrsg. von Fritz Bamberger u. a., Berlin 1931), S. 27-33; erstmals nach der Handschrift („i m Besitz des Herrn Franz v. Mendelssohn“) veröffentlicht.

EINBAND: 5 1/2 S. 21 : 17 cm. Mit eigh. Streichungen und Zusätzen.




639
Moses Mendelssohn
Eigh. Manuskript., 1755.
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 13.200

(inkl. Käuferaufgeld)