Auktion: 465 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 18.05.2018 in München Lot 63

 

63
Wilhelm Trübner
Selbstbildnis, 1876/78.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
€ 9.375

(inkl. Käuferaufgeld)
Selbstbildnis. 1876/78.
Öl auf Leinwand.
Vgl. Rohrandt G 223. Rechts oben signiert in Rot. Verso auf dem Keilrahmen mit verschiedenen handschriftlichen Bezeichnungen und verschiedenen Klebeetiketten. 55,3 x 46,1 cm (21,7 x 18,1 in).

Unser Selbstbildnis stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus der bedeutenden Sammlung von Carl Louis Uhle, Dresden. Ein zweites Trübner-Selbstbildnis aus dieser Sammlung befindet sich heute im Besitz der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (vgl. Rohrandt G 197).

PROVENIENZ: Galerie Heinemann, München (1908-1910).
Carl Louis Uhle, Dresden (1910 vom Vorgenannten erworben).
Privatbesitz Alt-Langsow (Einlieferer laut nachgenanntem Katalog).
Verschiedener deutscher Kunstbesitz: Gemälde alter und neuerer Meister [..], Hans W. Lange, Berlin, Auktion am 16./ 17. April 1943, Lot 235.
Galerie Wolfgang Gurlitt, München (1943 vom Vorgenannten erworben, dort bis 1968 nachweisbar).
Privatsammlung Rheinland-Pfalz.
Wir danken Dr. Monika Tatzkow sowie Dr. Hans-Joachim Hinz für die wissenschaftliche Beratung zur Provenienz.

AUSSTELLUNG: Wilhelm Trübner. Heidelberg 1851-1917 Karlsruhe. Gemälde - Zeichnungen, Kleine Galerie Helmut Tenner/ Bibliographicum Erna Tenner, Heidelberg 11.2.-10.3.1962, S. 3, Kat.-Nr. 5.
Wilhelm Trübner. Gemälde - Zeichnungen, Kunstamt Reinickendorf und Kunstamt Wilmersdorf, Berlin 27.9.-24.10.1962 und 26.10.-17.11.1962, o. S. Kat.-Nr. 9 (Abb. 1, Ausschnitt).

Bis Mitte der 1870er Jahre erlebt Trübner eine Blütezeit seines künstlerischen Schaffens. 1867 hatte er sein Malereistudium an der Karlsruher Kunstschule begonnen, wechselte jedoch bereits 1869 an die Münchner Kunstakademie. Trübner tritt hier zunächst in die Klasse des Piloty-Schülers Alexander Wagner ein und wechselt 1870 schließlich in die Klasse von Wilhelm von Diez. Aus dieser Zeit stammen auch Trübners erste Porträts. Im Sommer des folgenden Jahres lernt Trübner sein großes Vorbild Wilhelm Leibl persönlich kennen, dessen Kreis er fortan angehört.
Unser Werk illustriert beispielhaft einen wichtigen Moment in der künstlerischen Entwicklung Trübners, in dem sich die expressive alla-prima-Malerei des Leibl-Kreises gegen die akademische Tradition durchsetzt und der Künstler seinen ganz eigenen Stil entwickelt. Das hier angebotene Werk zeigt den jungen Künstler im Alter von 25 Jahren. Der Kopf wird durch den weiß aufblitzenden Hemdkragen betont und fest vor dem dunklen Hintergrund verortet. Nahezu herausfordernd blicken uns die blauen, klugen Augen direkt an. Die klassische Komposition des Brustbilds lockert Trübner gekonnt durch einen malerischen Duktus, der den Eindruck einer spontan auf die Leinwand geworfenen Impression vermittelt. In dieser Zeit entstehen mehrere Selbstbildnisse, die vom Selbstbewusstsein Trübners als schaffender Künstler zeugen (vgl. Rohrandt G 225, G 226).
Durch seine Kontakte zu Corinth, Slevogt und Liebermann tritt Trübner 1892 in die Münchner Secession ein, verlässt sie aber im Folgejahr wieder, um Mitglied der "Freien Vereinigung Müchnen" zu werden. 1896 übernimmt er das Lehramt am Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt/Main. 1898 wird Trübner der Professorentitel verliehen. 1903 erfolgt der Ruf an die Karlsruher Kunstakademie, deren Direktor er in den Jahren 1904 und 1910 ist. Im Jahr 1900 heiratet der bereits 49-jährige Wilhelm Trübner seine Schülerin Alice Auerbach, die 1902 den Sohn Jörg zu Welt bringt. Er stirbt am 21. Dezember 1917 an einem Herzleiden in Karlsruhe. [FS]



63
Wilhelm Trübner
Selbstbildnis, 1876/78.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
€ 9.375

(inkl. Käuferaufgeld)