364
Egon Schiele
Sitzender weiblicher Akt, die Arme auf die Knie gestützt, die Beine verschränkt, 1918.
Schwarze Kreidezeichnung
Schätzung:
€ 100.000 Ergebnis:
€ 425.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Sitzender weiblicher Akt, die Arme auf die Knie gestützt, die Beine verschränkt. 1918.
Schwarze Kreidezeichnung.
Kallir 2314. Unten mittig signiert und datiert. Auf bräunlichem Zeichenpapier. 46,3 x 29,5 cm (18,2 x 11,6 in), Blattgröße. [EH].
• Seit 40 Jahren in Privatbesitz.
• Entstanden im letzten Lebensjahr Egon Schieles.
• Eine weitere Zeichnung der Motivfolge befindet sich im Gemeentemuseum Den Haag.
Wir danken dem Kallir Research Institute für die freundliche Unterstützung.
PROVENIENZ: Privatsammlung München (seit 1982).
LITERATUR: Karl & Faber, München, 161. Auktion, 25.-26.11.1982, Los 1217, Abb. Taf. 129.
"Auch das erotische Kunstwerk hat Heiligkeit."
Egon Schiele in einem Skizzenbuch von 1911
Schwarze Kreidezeichnung.
Kallir 2314. Unten mittig signiert und datiert. Auf bräunlichem Zeichenpapier. 46,3 x 29,5 cm (18,2 x 11,6 in), Blattgröße. [EH].
• Seit 40 Jahren in Privatbesitz.
• Entstanden im letzten Lebensjahr Egon Schieles.
• Eine weitere Zeichnung der Motivfolge befindet sich im Gemeentemuseum Den Haag.
Wir danken dem Kallir Research Institute für die freundliche Unterstützung.
PROVENIENZ: Privatsammlung München (seit 1982).
LITERATUR: Karl & Faber, München, 161. Auktion, 25.-26.11.1982, Los 1217, Abb. Taf. 129.
"Auch das erotische Kunstwerk hat Heiligkeit."
Egon Schiele in einem Skizzenbuch von 1911
Egon Schiele ist neben Oskar Kokoschka der prominenteste Vertreter des Wiener Expressionismus. In dem sie gezielt gegen das Wahre und Gute, den Gegensatz zwischen dem Schönen und dem Hässlichen verstoßen, gelingt beiden Künstlern ein Befreiungsschlag gegen den Schönheitskult der Wiener Secession um Gustav Klimt. Letzterem gegenüber eröffnen Schieles Zeichnungen und Aquarelle dem Betrachter eine neue Ästhetisierung des Erotischen; er würdigt und nobilitiert den intim gesehenen Frauenkörper in der Summe der Einzelposen auf besonders exponierte und bisweilen theatralische Weise. Schiele inszeniert die Körper seiner Modelle in einem selten vernehmbaren Raum oder auf einer imaginären Bühne. Kräftige Linien und ausgeprägte Konturen bilden das charakteristische Moment in Schieles Arbeiten auf Papier. Hierzu gehört auch eine andeutungsweise, zittrig wirkende Unregelmäßigkeit des Strichs; sie rührt auch vom Zeichnen auf einem gemaserten Holzbrett.
Seit 1915 zeichnet Egon Schiele eine Reihe von Aktdarstellungen und Porträts nicht nur von seiner Frau Edith Harms, die er im selben Jahr im Juni heiratet, sondern auch von deren älteren Schwester Adele Harms. Deren naturgegebene, physiognomische Ähnlichkeit macht es nicht leicht, die beiden Schwestern als Modelle voneinander zu unterscheiden. Zwar ist Edith blond und Adele dunkelhaarig, aber Schiele nimmt es bei der Kolorierung der Haare nicht so genau und löst sich bisweilen vom Naturvorbild. Trotzdem ist bei dieser schwarzen Kreidezeichnung eine eindeutige Identifikation noch schwieriger als bei einem Aquarell erscheinen mag, ist die spekulative Wahrscheinlichkeit, es handle sich bei diesem Akt um Adele, doch sehr groß. Wie ganz allgemein in diesen Jahren zeichnet Schiele auch diese feine Bildnisstudie seiner Schwägerin aus leicht erhöhter Position in naturalistischen Zügen. Er benutzt hierfür eine schlichte, schwarze Kreide, beobachtet den Körper mit einer wunderbar fließenden Kontur und charakterisiert den doch ungemein beseelten und melancholischen Gesichtsausdruck treffend wie überzeugend. Das gegenüber ihrer Schwester Edith deutlich spitzer zulaufende Kinn scheint Schiele fast zu betonen, auch die wirr hochgesteckte, aufgetürmte Haartracht spricht im Vergleich im Wesentlichen für Adele, die den Augen und dem fixierenden Blick des Künstlers, dabei den Kopf auf den verschränkten Fingern entspannt ruhend, lächelnd ausweicht. [MvL]
Seit 1915 zeichnet Egon Schiele eine Reihe von Aktdarstellungen und Porträts nicht nur von seiner Frau Edith Harms, die er im selben Jahr im Juni heiratet, sondern auch von deren älteren Schwester Adele Harms. Deren naturgegebene, physiognomische Ähnlichkeit macht es nicht leicht, die beiden Schwestern als Modelle voneinander zu unterscheiden. Zwar ist Edith blond und Adele dunkelhaarig, aber Schiele nimmt es bei der Kolorierung der Haare nicht so genau und löst sich bisweilen vom Naturvorbild. Trotzdem ist bei dieser schwarzen Kreidezeichnung eine eindeutige Identifikation noch schwieriger als bei einem Aquarell erscheinen mag, ist die spekulative Wahrscheinlichkeit, es handle sich bei diesem Akt um Adele, doch sehr groß. Wie ganz allgemein in diesen Jahren zeichnet Schiele auch diese feine Bildnisstudie seiner Schwägerin aus leicht erhöhter Position in naturalistischen Zügen. Er benutzt hierfür eine schlichte, schwarze Kreide, beobachtet den Körper mit einer wunderbar fließenden Kontur und charakterisiert den doch ungemein beseelten und melancholischen Gesichtsausdruck treffend wie überzeugend. Das gegenüber ihrer Schwester Edith deutlich spitzer zulaufende Kinn scheint Schiele fast zu betonen, auch die wirr hochgesteckte, aufgetürmte Haartracht spricht im Vergleich im Wesentlichen für Adele, die den Augen und dem fixierenden Blick des Künstlers, dabei den Kopf auf den verschränkten Fingern entspannt ruhend, lächelnd ausweicht. [MvL]
364
Egon Schiele
Sitzender weiblicher Akt, die Arme auf die Knie gestützt, die Beine verschränkt, 1918.
Schwarze Kreidezeichnung
Schätzung:
€ 100.000 Ergebnis:
€ 425.000 (inkl. Käuferaufgeld)
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