Auktion: 300 / Klassiker des XX.Jahrhunderts am 02.06.2006 Lot 154

 
Ulrich Rückriem - Ohne Titel


154
Ulrich Rückriem
Ohne Titel, 1972.
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 23.800

(inkl. Käuferaufgeld)

Ohne Titel. 1972.
Dolomit, geschnitten. Zweiteilig.
120 x 95 x 85 cm (47,3 x 37,4 x 33,5 in) und 80 x 95 x 200 cm (31,5 x 37,4 x 78,7 in)
Der linke Teil besteht aus 6, der rechte aus 4 Einzelteilen. Gefundene Steinrohlinge in gleiche Teile geschnitten und horizontal zur Ursprungsform aufeinander geschichtet.

PROVENIENZ: Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (direkt vom Künstler erworben).

LITERATUR: Ulrich Rückriem. Skulpturen 1968-1976, Ausst.Kat. Stedelijk Van Abbemuseum, Eindhoven 1977, Nr. 24.
Ulrich Rückriem. Skulpturen 1968-1976, Ausst.Kat. Museum Folkwang, Essen/Städtisches Kunstmuseum, Bonn, 1978, Nr. 49.
Jürgen Hohmeyer, Ulrich Rückriem, München 1988, Kat.Nr. 69, S. 49 (mit Abb.).

Ulrich Rückriem schließt in den Jahren 1957 bis 1959 eine Steinmetzlehre in Düren ab und arbeitet für die folgenden zwei Jahre als Geselle an der Dombauhütte in Köln. Gleichzeitig studiert er zwei Semester an den Kölner Werkschulen bei Ludwig Gies. 1962 unternimmt Rückriem eine lange Reise durch Südeuropa, Marokko und Tunesien und lässt sich nach seiner Rückkehr 1963 in Nörvenich bei Düren nieder. 1969 verlegt der Künstler seinen Wohnsitz nach Mönchengladbach, wo er mit Blinky Palermo ein gemeinsames Atelier in einer stillgelegten Fabrikhalle bezieht.

Kaum ein anderer Bildhauer in Deutschland hat das Diktat der Einfachheit in seinem Werk so konsequent durchgesetzt wie er. Von Brancusi, der auf andere Weise zu möglichst einfachen Formen in seinen Skulpturen finden wollte, übernimmt Rückriem die "taille directe", die unmittelbare Behauung des Steins. Das Teilen und wieder Zusammenfügen, die sichtbaren Spuren dieses Arbeitsprozesses machen seine Arbeit aus. "Das Material, seine Form, seine Eigenschaften und Ausmaße beeinflussen und begrenzen meine bildhauerische Tätigkeit“ (Rückriem, in: Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 2, München 1988, S. 2). Dieser Ausspruch des Künstlers macht klar, dass er sich den Kräften der Natur, die schon vor ihm Jahrtausende am Stein gearbeitet haben, unterordnet. Nur geringfügige Eingriffe nimmt der Künstler vor, die jedoch sichtbare Spuren hinterlassen. Eindrucksvoll macht unsere Skulptur erfahrbar, dass sich das Natürliche und das Künstliche nicht in Rückriems Werk widersprechen, sondern sich zu einem harmonischen Ganzen ergänzen.

In den folgenden Jahren wird dem Werk von Ulrich Rückriem in wichtigen Ausstellungen große Anerkennung zuteil. Ende der siebziger Jahre erweitert der Bildhauer seine Werkstoffpalette und nimmt 1978 mit vier gespaltenen Dolomitsteinen an der Biennale von Venedig teil. Der heute in Irland lebende Künstler liefert mit seinen selbstreflexiven Arbeiten in Stein, Eisen und Holz einen wichtigen Beitrag zur Prozesskunst. [SSt]

Zustand: Auf Anfrage zu besichtigen




154
Ulrich Rückriem
Ohne Titel, 1972.
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 23.800

(inkl. Käuferaufgeld)