Auktion: 422 / Alte Meister und Kunst des 19. Jahrhunderts am 22.05.2015 in München Lot 205

 

205
Paul Gauguin
Manao Tupapau (Elle pense au revenant, ou l'esprit des morts veille), Um 1894.
Lithografie
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 28.750

(inkl. Käuferaufgeld)
Manao Tupapau (Elle pense au revenant, ou l'esprit des morts veille). Um 1894.
Lithografie.
Guérin 50. Mongan/Kornfeld/Joachim 23 B (von C). Signiert und nummeriert. Im Stein betitelt. Aus einer Auflage von 100 Exemplaren. Auf chamoisfarbenem Velin. 18,1 x 27,3 cm (7,1 x 10,7 in). Papier: 42,1 x 59,7 cm (16,6 x 23,5 in).
Erschienen in "L'Estampe originale", Nr. VI, April bis Juni 1894, herausgegeben von André Marty, Paris (mit dem Trockenstempel, Lugt 819). [CB].

PROVENIENZ: Privatsammlung USA.

Im April 1891 bricht Paul Gauguin zu seiner ersten Reise in die Südsee auf und lebt die folgenden zwei Jahre auf Tahiti. Während dieser künstlerisch sehr fruchtbaren Zeit entstehen einige seiner Meisterwerke. Aus Geldmangel muss er 1893 nach Frankreich zurückkehren. Doch die noch im gleichen Jahr in der Pariser Galerie Durand-Ruel gezeigte Einzelausstellung wird von den Kritikern wie auch der jungen Künstlergeneration gefeiert. Im selben Herbst 1893 beginnt Gauguin gemeinsam mit dem Schriftsteller Charles Morice, ein Buch über sein Leben, seine Abenteuer und Erfahrungen in Tahiti zu verfassen. Dazu fertigt er zehn Holzschnitte, die jeweils eines der geplanten Kapitel des Buches mit dem Titel "Noa Noa" illustrieren sollen. Im Anschluss an diese Folge entstehen zwischen Winter 1893/94 und Frühjahr 1895 einige thematisch ähnliche Grafiken, so auch die Lithografie "Manao Tupapau". Das liegende Maori-Mädchen taucht ab 1892 wiederholt in verschiedenen Variationen im Werk Gauguins auf und zählt zu seinen wichtigsten Bildthemen. In diesem Jahr beschreibt der Maler in einem Brief an seine Frau Mette sein neues Motiv des ängstlich blickenden Mädchens, das die nächtlichen Totengeister der pazifischen Legenden fürchtet. Ein Aquarell auf einer Briefseite aus dem Jahr 1892 sowie das auf Tahiti entstandene Ölgemälde mit gleichem Titel (heute in der Albright-Knox Art Gallery in Buffalo) sind wohl die frühesten Arbeiten zu diesem Thema. Ende 1893 folgt ein Holzschnitt für die Folge "Noa Noa" sowie wenig später die hier angebotene Lithografie. Zudem existieren weitere Skizzen und eine Aquarellstudie. Die besondere Bedeutung des Themas für Gauguin zeigt sich darin, dass er sogar im Hintergrund seines Selbstporträts von 1893 (heute im Musée d'Orsay, Paris) sein eigenes Gemälde "Manao Tupapau" zitiert.



205
Paul Gauguin
Manao Tupapau (Elle pense au revenant, ou l'esprit des morts veille), Um 1894.
Lithografie
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 28.750

(inkl. Käuferaufgeld)