Auktion: 517 / Moderne Kunst II am 18.06.2021 in München Lot 136

 

136
Emil Nolde
Marschlandschaft, Um 1920.
Aquarell
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 100.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Marschlandschaft. Um 1920.
Aquarell.
Links unten signiert. Auf feinem Japanbütten. 35,1 x 47,9 cm (13,8 x 18,8 in), blattgroß.

• Besonders frei formulierte Darstellung der weiten, flachen Marschlandschaft um Utenwarf am Ruttebüller Tief, der damaligen Heimat des Künstlers.
• Der Künstler verleiht der norddeutschen Landschaft eine ganz besondere, innerhalb seines Œuvres sehr seltene Farbigkeit.
• Mit der charakteristischen Nass-in-Nass-Technik und dem so dynamischen, zum Teil fast gestischen Farbauftrag schafft Nolde hier eine Landschaftsdarstellung zwischen Naturnähe und Abstraktion mit mystisch-geheimnisvoller Wirkung
.

Mit einer Fotoexpertise von Dr. Manfred Reuther, Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde, vom 15. August 2005.

PROVENIENZ: Privatsammlung Salzburg.
Privatsammlung Berlin.
Sammlung Hinterfeldt (vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Emil Nolde. Weltsicht, Farbe, Phantasie, Stadthalle Balingen, 19.7.-7.9.2008, S. 127 (mit Abb.).

"In der Stadt kümmert man sich wenig nur um die Ereignisse der Natur, man beachtet kaum das Donnerrollen oder den Blitz. Die Dramatik wird nicht erlebt. Auf dem flachen Lande ist es anders; die einzelnen Höfe und Dörfer ragen über die Fläche hinaus [..]."
Emil Nolde, in: Reisen. Ächtung. Befreiung (1919-1946), Köln 1978, S. 52.

Bereits 1916 zieht das Ehepaar Nolde von der Insel Alsen ans Meer um Utenwarf am Ruttebüller Tief. Die norddeutsche, flache Landschaft und die Abgeschiedenheit der ländlichen Umgebung bleiben für den Künstler Zeit seines Lebens Rückzugsort und Inspirationsquelle. In der hier angebotenen Arbeit gelingt es Nolde, mit energiegeladenen, dynamischen Pinselstrichen die Weite der flachen Landschaft, den zum Teil dunklen, wolkenverhangenen Himmel mit nur hier und da hervorblitzendem, freundlichem Blau, den ins Gesicht peitschenden Wind, den sich in Strömen über die Marsch ergießenden Regen, das am fernen Horizont durch die Wolken brechende und sich auf den regennassen Wegen spiegelnde Sonnenlicht mitsamt der stürmischen Gewitterstimmung in besonders außergewöhnlicher Farbigkeit aufs Papier zu bannen. Neben dunkles Grasgrün und helles, frisches Grün setzt Nolde Zitronengelb und erdiges Orange und führt uns auf dem mittig ins Bild gesetzten Weg hinein in die stürmische, verregnete Marschlandschaft, hinein in seine Welt. Nolde schafft hier eine farbstarke Darstellung zwischen Naturnähe und expressionistischer Abstraktion, die es den Betrachter:innen ermöglicht, die hier eingefangenen, turbulenten Wind- und Wetterverhältnisse und die besondere kühle Lichtstimmung Norddeutschlands nachzufühlen - ganz ohne nass zu werden. [CH]



136
Emil Nolde
Marschlandschaft, Um 1920.
Aquarell
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 100.000

(inkl. Käuferaufgeld)