Auktion: 527 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 11.06.2022 in München Lot 307

 

307
Franz von Lenbach
Landschaft mit schlafendem Hirtenknaben, Ca. 1858-1860.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 60.000

(inklusive Aufgeld)
Landschaft mit schlafendem Hirtenknaben. Ca. 1858-1860.
Öl auf Malpappe.
Verso von fremder Hand bezeichnet "Eigenthum der Gräfin Paulina v. Kalckreuth / Prof. Franz von Lenbach fec. / aus seiner frühesten Zeit ehe / er Prof. in Weimar war" sowie mit Galerieetiketten und Etikett der Rahmenhandlung Emil Plesko, München. 26,5 x 36,8 cm (10,4 x 14,4 in).

PROVENIENZ: Gräfin Pauline von Kalckreuth (1856-1929), München.
Galerie Heinemann, München (1907; verso mit dem Etikett, Nr. 8869).
Georges Wenger, Lausanne (1908 vom Vorgenannten erworben).
Privatsammlung Deutschland.
Daxer & Marschall, München.
Privatsammlung Bayern.

AUSSTELLUNG: Lenbach-Ausstellung im Königlichen Ausstellungsgebäude am Königsplatz, München 1905, Nr. 181 (m. Abb.).
Lenbach. Sonnenbilder und Porträts, Neue Pinakothek/Sammlung Schack, München, 6.5.-8.8.2004, Nr. 14 (m. Abb. S. 52).

LITERATUR: Villa Grisebach, Berlin, Auktion 29.6.2001, Los 6 (m. Abb.).

Bevor Franz von Lenbach vor allem mit seinen Porträts der angesehenen Münchner Gesellschaft zum Malerfürsten mit repräsentativer Villa aufsteigt, beginnt er seine künstlerische Laufbahn mit realistischen Naturstudien und genrehaft gefärbten Landschaften. Eines der frühesten Motive, derer sich Lenbach mit großem Erfolg annimmt, ist das des in der Mittagshitze schlummernden Hirtenknaben. Ohne Zweifel einer real beobachteten Szene entsprungen, entstehen von dem Motiv Studien und Gemälde bis hin zu dem großformatig ausgeführten "Hirtenknaben", den schließlich Adolf Graf von Schack, sein erster Förderer und Bewunderer, für seine Galerie ankauft (heute Sammlung Schack, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München). Über das frühe und im Vergleich zur dunklen Tonalität der späteren Porträts so lichtvolle Gemälde schreibt dieser: "Noch sehr jung und fast gar nicht bekannt war vor zwanzig Jahren der jetzt als grösster Porträtmaler Deutschlands berühmte Franz von Lenbach. [..] Andere Originalbilder Lenbachs, als Porträts, sind in äusserst geringer Zahl vorhanden; doch war ich so glücklich, mehrere derselben an mich zu bringen. Der Hirtenknabe ist eines der frühesten, die er überhaupt gemalt hat; und da es in seiner Art meisterhaft genannt werden muss, erregt es Erstaunen, wenn man denkt, dass es die Arbeit eines Anfängers ist. Die Richtung, welche er später einschlug, als er sich in begeisterter Anschauung der alten Kunst gebildet, erkennt man darin noch nicht. Es ist in realistischer Weise behandelt, und der oberflächliche Beschauer wird besonders die naturgetreue Wiedergabe der Wirklichkeit bewundern. Doch die erste nähere Betrachtung ergibt sogleich, dass der Jüngling, der dies in seiner Art einzige Bild schuf, schon damals weit über den gewöhnlichen Realismus hinaus war. Wie ist das Leben und Weben der Natur an einem glühenden Sommermittage, das Wimmeln und Sich-Bewegen in Gräsern und Kräutern hier aufgefasst; wie das Tote und Seelenlose hier lebendig gemacht und vergeistigt! Wir glauben den sengenden Brand, die blendende Glut der Sonne zu sehen und zu fühlen, möchten uns mit dem Knaben, der sich in göttlicher Faulheit dahinstreckt, von den Mittagsstrahlen durchwärmen lassen!" (zit. nach Graf Adolf Friedrich von Schack, Die Gemälde-Galerie des Grafen A. F. v. Schack, München 1890, S. 34). Geboren in einfachen Verhältnissn in Schrobenhausen (Oberbayern) kommt Lenbach 1854 nach München und studiert bis 1857 bei Carl Theodor Piloty, eine erste Italienreise folgt 1858, eine weitere, von Schack geförderte 1862, auf der er für ihn Kopien nach alten Meistern anfertigen soll. In ihrer Intimität und Unmittelbarkeit faszinieren gegenüber den mondänen Bildnissen besonders solche frühen Werke, die für ihre Entstehungszeit um die Mitte des 19. Jahrhunderts den erstarkenden Realismus widerspiegeln und die allgemeine Hinwendung zur Freilichtmalerei vorwegnehmen. [KT]



307
Franz von Lenbach
Landschaft mit schlafendem Hirtenknaben, Ca. 1858-1860.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 60.000

(inklusive Aufgeld)