Auktion: 538 / 19th Century Art am 10.06.2023 in München Lot 620

 

620
Joseph Wopfner
Prozession am Walchensee, Um 1895-1900.
Öl auf Holz
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
€ 13.970

(inklusive Aufgeld)
Prozession am Walchensee. Um 1895-1900.
Öl auf Holz.
Holz 360. Links unten signiert. 15,7 x 28,3 cm (6,1 x 11,1 in).

PROVENIENZ: Galerie Heinemann, München (verso mit dem Etikett, Nr. 11577).
Kommerzienrat Isidor Bach (1849-1946), München (1916 vom Vorgenannten erworben).
Privatsammlung Österreich.

Das Werk ist frei von Restitutionsansprüchen. Das Angebot erfolgt mit freundlichem Einverständnis der Erben von Isidor Bach.

AUSSTELLUNG: Permanente Ausstellung von Werken erstklassiger deutscher, französischer, altenglischer und altspanischer Meister, Galerie Heinemann, München, 1914 (m. Abb. S. 189).

Das kleine Format von Joseph Wopfner zeigt eine außergewöhnlich figuren- und handlungsreiche Szene. Der sonst hauptsächlich am Chiemsee tätige und für seine mit Fischern spärlich bevölkerten Seebilder bekannte Künstler widmet sich hier hingebungsvoll der Darstellung bayerisch-katholischen Brauchtums, das sich vor der imposanten Kulisse der den hochgelegenen Walchensee umrahmenden Berge abspielt. Ziel der Prozession anlässlich des katholischen Hochfestes Mariä Himmelfahrt am 18. August ist die kleine barockisierte Kirche St. Margareth auf der Halbinsel Zwergern. Unter dem roten Baldachin spricht der Prieser das Gebet, im Vordergrund zeigt Wopfner eine andächtig versammelte Gruppe Frauen, rechts daneben die blau und golden leuchtende Statue der Muttergottes. Unterstrichen wird die Feierlichkeit des Augenblicks durch einen die Wolken durchbrechenden Lichtstrahl – was durchaus gewisse Realität beinhalten kann, kennt man die dortigen Licht- und Wetterstimmungen. In sommerlicher Blüte leuchten die Wiesen blau, gelb und rot, am Wegesrand davor spielt eine Mutter mit ihrem Kind. Trotz des kleinen Formats birgt die Szene eine Erhabenheit in der einfühlsamen Wiedergabe der tiefgläubigen und vertrauenden Andacht der Menschen, eingebettet in die fruchtbare Sommerlandschaft der friedvollen und schützenden Bergwelt. [KT]
Der Kommerzienrat Isidor Bach, in dessen Sammlung sich Wopfners „Prozession am Walchensee“ einst befindet, erlangt als „Erfinder“ von Konfektionsbekleidung aus Loden überregionale Bekanntheit. Sein gesellschaftliches Engagement lässt sich an der Gründung einer gemeinnützigen Stiftung ebenso ablesen wie an seiner großzügigen Spende von Kunstwerken für eine Benefiz-Auktion bei Hugo Helbing. Als Sammler gilt Isidor Bachs Interesse insbesondere reizvollen Landschafts-, Tier- und Architekturdarstellungen. Es ist heute trotz intensiver Recherchen nicht mehr nachvollziehbar, ob das hier angebotene Werk noch vor Bachs NS-verfolgungsbedingter Emigration in die Schweiz die Sammlung verlässt, oder ob er das stimmungsvolle kleine Gemälde doch mit sich nehmen kann. Heute erfolgt das Angebot dieses schillernden Kleinods daher mit ausdrücklichem Einverständnis der Erben nach Isidor Bach, denen wir für die Zusammenarbeit herzlich danken.



620
Joseph Wopfner
Prozession am Walchensee, Um 1895-1900.
Öl auf Holz
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
€ 13.970

(inklusive Aufgeld)