Auktion: 532 / 19th Century Art am 10.12.2022 in München Lot 372

 

372
Carl Spitzweg
Auf dem Pirschgang, Um 1865-70.
Öl auf Holz
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 50.000

(inklusive Aufgeld)
Auf dem Pirschgang. Um 1865-70.
Öl auf Holz.
Wichmann 1481. Unten links mit der Signaturparaphe. Verso mit alten, teilw. unleserlichen Etiketten sowie mit Sammlerstempel Hugo Toelle, Barmen sowie handschriftlich bezeichnet. 17,8 x 23 cm (7 x 9 in).

Wir danken Herrn Detlef Rosenberger, der das Werk im Original begutachtet hat, für die freundliche Auskunft.

PROVENIENZ: Nachlass Friedrich Voltz (bis 1895).
Sammlung Hugo Toelle, Barmen.
Galerie Abels, Köln (1950 Angebot von Adolf Wüster, München).
Privatbesitz Magdeburg (1950 vom Vorgenannten erworben).
Sammlung G. Steiner, Hannover (1958).
Privatsammlung Deutschland.

AUSSTELLUNG: Gedächtnis-Ausstellung, Juni 1908, Kunstverein München, Nr. 61 (hier betitelt: "Jäger mit seinem Liebchen im Walde").
Galerie Abels, Köln, Juni 1950, Kat.-Nr. 236 (Beiblatt).
Sammlung G. Steiner, Hannover 1958.

LITERATUR: Galerie Fleischmann, München, Auktion 30.11.1895, Abb. 16 (Nachlass Friedrich Volz).
Fritz von Ostini, Aus Carl Spitzwegs Welt, Barmen 1924, S. 98 (m. Abb.).
Max von Boehn, Carl Spitzweg, Bielefeld/Leipzig 1937, S. 51 (m. Abb.).
Günter Roennefahrt, Carl Spitzweg. Beschreibendes Verzeichnis seiner Gemälde, Ölstudien und Aquarelle, München 1960, Nr. 394 (m. Abb., hier betitelt: "Auf dem Pürschgang").
Siegfried Wichmann, Carl Spitzweg. Jäger mit Mädchen im Wald, Dokumentation, Starnberg-München, R.f.v.u.a.K. 1984, Bayer. Staatsbibliothek München, Inv.-Nr. Ana 656 SW 19.
Villa Grisebach, Berlin, Auktion 29.6.2001, Kat.-Nr. 1 (m. Abb.).

Ein wiederkehrendes Motiv in Spitzwegs Œuvre ist das des verliebten Paares in der alpenländischen Natur, mit den Typen des Jägers und der Sennerin. Bereits seit seiner Frühzeit variiert Spitzweg das Thema immer wieder in kleinen Details und Nuancen: mal findet ein Treffen in der Felsenschlucht statt, mal auf einem Gebirgspfad am kleinen Marterl, im Hochwald oder am Brunnen. Die künstlerische Subtilität Spitzwegs zeigt sich in dem unterschiedlichen Charakter der Begegnungen, die als zufälliges Rendez-vous erfolgen, in nächtlicher Heimlichkeit oder auch tagsüber, wie die Chronik einer Liebesgeschichte in den Alpen, wenn man alles zusammennähme. Die beiden Figuren und ihre Romanze scheinen ihn nicht nur malerisch nachhaltig beschäftigt zu haben, merkt man doch an den zahlreichen Varianten die theatralische Lust am inszenieren und an der Erzählung. Bei einigen der Gemälde steht die Landschaft im Vordergrund, bei anderen - so wie in diesem Fall - treten die Figuren größer im Vordergrund auf. Sie wenden sich, ganz ineinander vertieft, vom Betrachter ab und spazieren in den dichten Wald, hinter dem man - in ganz Spitzwegscher Manier - einen kleinen Ausblick erhaschen darf auf die von der Abendsonne beschienenen Bergspitze vor dem Blau des Himmels. Neben die in tupfenhafter und lockerer Malweise in den unterschiedlichsten Grüntönen wiedergegebenen Vegetation und dem Anzug des Jägers setzt Spitzweg im Gewand der Sennerin seinen bevorzugten Farbklang aus rotem Rock, blauer Schürze, schwarzem Mieder und weißer Bluse, zurückhaltend hier jedoch in kleinster und subtiler Dosierung. Die beiden Figuren des Jägers und der Sennerin finden sich auch einzeln in Spitzwegs Œuvre, hier finden sie auf heimlich-romantische Art im Gemälde zusammen. Als begnadeter Landschaftsmaler, der schon in seiner Frühzeit mit Eduard Schleich im Voralpenland und im Inntal unterwegs ist, gelingen Spitzweg wundervolle Naturdarstellungen. Die darin eingefügten Figuren sind mehr als bloße Staffage, sie dienen zur Charakterisierung der Landschaft und fügen ein emotionales und erzählerisches Moment hinzu. Wo könnte die Verliebtheit des jungen Paares besser stattfinden als in der lieblich-idyllischen Voralpenlandschaft, die Spitzweg so gerne zeigt. [KT]



372
Carl Spitzweg
Auf dem Pirschgang, Um 1865-70.
Öl auf Holz
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 50.000

(inklusive Aufgeld)