Auktion: 306 / Modern Art und Post War am 05.12.2006 Lot 160

 
Lovis Corinth - Walchensee


160
Lovis Corinth
Walchensee, 1925.
Aquarell
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 41.650

(inkl. Käuferaufgeld)

Walchensee. Um 1925.
Aquarell.
Rechts unten mit dem Nachlassstempel "Atelier Lovis Corinth". Auf festem Velin 20,5 x 23,2 cm ( 8 x 9,1 in), blattgroß.

Mit einer Foto-Expertise von Prof. Dr. Jürgen Imiela, Mainz, vom 8. September 2000

PROVENIENZ: Dr. Karl Schwarz, Berlin (Verfasser des Grafik-Werkverzeichnisses).
Privatbesitz München.

Ausstellung: Lovis Corinth. Aquarelle und späte Gemälde, Kunsthalle Emden, 27.3.-20.6.2004, Kat.Nr. 56, S. 80 (mit Abb.).

Lovis Corinth beginnt seine künstlerische Ausbildung an der Kunstakademie Königsberg bei Professor Otto Günther. 1880 setzt er sein Studium in München fort, zuerst bei Franz von Defregger und später in der Klasse von Ludwig Löfftz. Die Arbeiten aus dieser Zeit lassen die Schulung durch den Eindruck der naturalistischen Malerei des Leibl-Kreises erkennen. Nach einem kurzen Aufenthalt in Antwerpen übersiedelt Corinth nach Paris, wo er die renommierte Académie Julian besucht. 1891 kehrt der Künstler nach München zurück, wo er Gründungsmitglied der dortigen Sezession wird. Doch bald kommt es zum inneren Zerfall dieser Gruppierung und die "Freie Vereinigung" spaltet sich ab. Aufgrund der schlechten Auftragslage geht Corinth 1901 nach Berlin und eröffnet eine Malschule für Frauen. Im selben Jahr wird er offizielles Mitglied der Berliner Sezession. 1915 wird Corinth zum Präsidenten der Sezession gewählt und zwei Jahre später ernennt ihn die Akademie der Künste in Berlin zum Professor. Ein Sommeraufenthalt in Urfeld am Walchensee im Jahr 1918 führt dazu, dass Corinth dort ein Grundstück erwirbt und 1919 mit dem Bau eines eigenen Hauses beginnt.

Das Haus in Urfeld am Walchensee wird für Corinth und seine Familie zum ruhigen Gegenpol nach den aufregenden Jahren in Berlin. Hier in der oberbayerischen Bilderbuchlandschaft durchlebt der vitale Künstler die letzte und - wie viele meinen - die ausdrucksstärkste Phase seines Schaffens. Frei von allen Zwängen widmet sich Corinth der Landschaft, die er in seinen unvergleichlichen Walchenseebildern, in wild-gestischem Pinselauftrag auf die Leinwand bannt. Die Sicht von seinem Haus auf den See, die in unserem Aquarell festgehalten wird, erscheint fast motivgleich mit einem der letzten Gemälde von 1925 "Walchensee mit Bergkette und Uferhang", auf das Imiela in seinem Gutachten hinweist.

Im Juni 1925 reist Corinth in Begleitung eines ehemaligen Schülers nach Amsterdam, um Arbeiten von Rembrandt und Frans Hals zu sehen. Er erliegt auf der Reise einer Lungenentzündung. Lovis Corinth gilt heute als Hauptvertreter des deutschen Impressionismus. Seine Werke hängen in den bedeutendsten Museen und Galerien des deutschsprachigen Raums. [KD]




160
Lovis Corinth
Walchensee, 1925.
Aquarell
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 41.650

(inkl. Käuferaufgeld)