Auktion: 348 / Wertvolle Bücher am 17./18.11.2008 in Hamburg Lot 1450

 
Rainer Maria Rilke - 1 eigh. Brief m. U. 1924.


1450
Rainer Maria Rilke
1 eigh. Brief m. U. 1924.
Schätzung:
€ 3.500
Ergebnis:
€ 3.240

(inkl. Käuferaufgeld)
Rilke, Rainer Maria. Schriftsteller, 1875-1926. Eigh. Brief m. U. Château de Muzot, 29. I. 1924. 4 S. 8vo.
Ausführlich an Hedwig Fischer (Frau des Verlegers Samuel Fischer), über die verspätete Zusendung seiner neu erschienenen Orpheus-Sonette (Ostern 1923) und der Duineser Elegien (Februar 1922), zugleich eine reflektierende Darstellung der Entstehungsgeschichte vor allem der Elegien. "... ich wollte diese Gedichte zugleich mit den zehn großen Elegien aussenden, die gleichzeitig mit dem sehr raschen Entstehen der Sonette ... zur Vollendung gekommen waren, was übrigens nicht der einzige Grund ist, daß diese beiden Arbeiten sich gegenseitig stützen und ergänzen. Die allgemeine Ausgabe der Elegien fand ich dann schließlich im November auf Muzot vor, und da wieder schien es mir passend, die Versendung bis zu den weihnachtlichen Tagen hinauszuschieben ... dann fiel aber Unwohlsein ein und schließlich die Nothwendigkeit, ärztliche Beobachtung und Behandlung aufzusuchen: eine unerwartete und äußerst unerwünschte Abwesenheit von mehreren Wochen... In den Elegien (die mir besonders theuer sind) erkennen Sie jene, einst, 1912, auf Duino begonnenen zusammenfassenden Gedichte, die mir der Krieg soweit nach innen unterbrochen hatte, daß ich schon meinte, auf eine Fortführung und Vollendung für immer verzichten zu müssen. Mein jetziger stiller Wohnsitz, mit seiner großen - oft zu großen - Einsamkeit, hat mir dieses Gefährdete gerettet und so rein gerettet, daß nicht ein Bruchstück von früher verloren gegeben werden mußte! ... Ich meinte diese Vollendung dauernd an den Namen Duino geknüpft lassen zu sollen, zu mal da das Schloß ja im Kriege vernichtet worden ist, so daß es nur noch in diesen Zeilen (und in der Erinnerung meiner Freunde, die mich dort beherbergten) seine Dauer hat ..." Auf dem Adriaschloß Duino, Familienbesitz der Gönnerin und mütterlichen Freundin Fürstin Marie von Thurn und Taxis (1855-1934), hielt sich Rilke seit 1910 mehrfach auf. Hier nahm die Entstehung der Duineser Elegien, dem bedeutendsten Spätwerk Rilkes, 1912 ihren Anfang und kam erst nach einer zehnjährigen, von Rilke selbst als Schaffenskrise empfundenen Arbeitsphase zum Abschluß. - Schöner inhaltsreicher Brief.




1450
Rainer Maria Rilke
1 eigh. Brief m. U. 1924.
Schätzung:
€ 3.500
Ergebnis:
€ 3.240

(inkl. Käuferaufgeld)