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4
Manuskripte
Markus-Evangelium mit Glossa ordinaria. Pergamenthandschrift, Italien, um 1180.
Schätzung:
€ 30.000 Ergebnis:
€ 40.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Aus dem 12. Jahrhundert
Markus-Evangelium mit der Glossa ordinaria
Lateinische Handschrift auf Pergament. Oberitalien, vermutlich Toskana, zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts.
- Vollständige Handschrift des Markus-Evangeliums
- Mit der Glossa ordinaria, das sind biblische Erläuterungen und Kommentare
- Innovativ gestaltet mit Interlinear- und Marginalglossen
- Mit einer prächtigen blattgroßen Flechtwerk-Initiale
- Ein über 800 Jahre altes, schönes und wohlerhaltenes Bibelmanuskript im Handformat
Glossierte Handschriften der Bibel waren eine der größten Errungenschaften der Gelehrsamkeit und des graphischen Designs im 12. Jahrhundert. Die erklärenden Notizen wurden um den biblischen Text herum angeordnet, so daß Text und Kommentar gleichzeitig gelesen werden konnten. Kurze Erklärungen sind zwischen die Zeilen des biblischen Textes eingefügt (Interlinearglossen), während längere Abschnitte den Text zu beiden Seiten flankieren (Marginalglossen). So waren die Erklärungen der Kirchenväter nicht nur buchstäblich, sondern auch metaphorisch um den Text der Heiligen Schrift herum angeordnet.
"Während der ersten Hälfte des zwölften Jahrhunderts kam rasch eine komfortable und innovative Form des Bibelkommentars in Mode. Sie verbreitete sich aus den französischen Kathedralschulen, insbesondere aus Laon und Paris, in alle Teile Europas. Es war dies die sogenannte Glosse, manchmal auch Glossa ordinaria genannt. Der bedeutendste Glossenkompilator war vermutlich Anselm von Laon (gest. 1117) .. Ein Leser konnte den Haupttext lesen und kurz einen Blick links oder rechts auf die Randspalte werfen, um nachzulesen, was dieser oder jener bedeutende Kommentator über einen bestimmten Vers oder Passage der Bibel gesagt hatte" (Chr. de Hamel, Das Buch. Eine Geschichte der Bibel . Berlin 2002. S. 108f.).
Der Text beginnt mit "Marcus dei evangelista", einem Kommentar zum Markusevangelium (Migne, Pat.Lat., 103:279), und einer Glosse von Hieronymus: "Quartuor evangelia unum sunt.." (Pat.Lat., 114:179). Der Kommentar wird durch eine 4zeilige farbige M-Initiale eröffnet, die aus zwei Vögeln gestaltet ist. Der biblische Text beginnt auf Fol. 4r, eingeleitet von der Glosse "Matheus dicitur filii david .." und hervorgehoben durch eine nahezu ganzseitige Flechtwerk-Initiale. Deren Gestaltung ist typisch für die toskanische und norditalienische Buchmalerei der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Vgl. F. Avril und Y. Zaluska, Manuscrits enluminés d'origine italienne , 1, VIe-XIIe, 1980, insbesondere die Nrn. 82, 83, 85, 113 und 123. Für die erste Initiale zum Kommentar vgl. eine ähnliche, aus Doppelvögeln gebildete Initiale M in BnF ms.lat.654, Fol. 173v (Avril und Zaluska, S. 70, Nr. 120, Taf. XLVII).
EINBAND: Lederband des 18. Jahrhunderts (Rücken und Vorsätze erneuert). 23 : 16 cm. - ILLUSTRATION: Mit 1 nahezu blattgroßen farbigen Flechtwerk-Initiale (11-zeilig), 1 farbigen figürlichen Initiale (4-zeilig) und 1 roten Federwerk-Initiale (3-zeilig). - KOLLATION: 100 Bll. (Quaternionen, letzte Lage zu 4 Bll.). Blattgröße ca. 22 : 14,5 cm. Schriftspiegel 14 : 11,5 cm. Dreispaltig, mit Metallgriffel blind regliert, 13 Zeilen für die Mittelspalte (Bibeltext), 33 Zeilen für die rechte und linke Spalte (Glossen). Romanische Minuskel in brauner Tinte. Rubriziert, mit roten Paragraphzeichen, Kapitelnumerierung in Rot und Schwarz. - Eine Hand aus dem frühen 13. Jahrhundert korrigierte den gesamten Text und fügte Signes-de-Renvoi, Kapitelnumerierungen und vereinzelt Randtitel hinzu, die eine besondere Faszination für Krankheit und Behinderung zeigen, mit Titeln wie "De leproso" (Fol. 10r), "De paralitico" (Fol. 11r) und "Surdo et muto" (Fol. 43v). - ZUSTAND: Das erste Bl. recto leicht gedunkelt und im Unterrand mit Rostspur des ursprünglichen Ketteneinbands, ca. 5 Bll. mit marginaler Schnittspur oder kl. Ausschnitt am Rand. Sonst sehr gut erhalten, die breiten Ränder tls. noch mit Nadelspuren der Fixierung. - PROVENIENZ: Letztes Bl. verso mit mittelalterlicher Inschrift "Maestro Souavia". - Sir Thomas Phillips (1792-1872), Ms. 926, gekauft 1825 aus dem Besitz des Abbé Celotti, Verkauf seiner Sammlung bei Sotheby's, 16. Juni 1908, Lot 279. - Gräfin Estelle Doheny (1875-1958), erworben von Rosenbach; Verkauf ihrer Sammlung bei Christie's, 2. Dezember 1987, Lot 145. - J. Ritman Collection, gekauft beim Antiquariat Tenschert, Leuchtendes Mittelalter , Kat. XXI, Nr. 4, Verkauf bei Sotheby's, 17. Juni 2003, lot 3. - Süddeutsche Privatsammlung.
Complete Gospel of Mark manuscript with glossa ordinaria (biblical annotations and commentaries), in an innovative make with interlinear- and marginal glossa and with a splendid full-page knotwork initial. This bible manuscript is more than 800 years old and well-preserved. - "Glossed books of the Bible were one of the 12th century's greatest achievements of scholarship and design. The glossa ordinaria consists of explanatory notes extracted from patristic and medieval commentaries, and arranged around the biblical text so that text and commentary could be read simultaneously. These extracts are arranged as short notes between the lines of the biblical text in the central column, and longer sections down the margins, so that 'the works of the fathers were ordered both metaphorically and literally around the text of Scripture" (C. de Hamel). 18th century calf binding (spine and endpapers renewed). 23 : 16 cm. With 1 nearly full-page knotwork initial (11 lines), 1 figurative color initial (4 lines) and 1 red penwork initial (3 lines). 100 leaves (quaterniones, last quire with 4 ll.). Size of sheet ca. 22 : 14,5 cm. Text area 14 : 11.5 cm. Three columns, blind-ruled with a metal slate, 13 lines for the center column (bible text), 33 lines for left and right column (glossa). Romanic minuscule in brown ink. Rubricated, with red paragraph signs, chapters numbered in red and black. - An early 13th century hand corrected the entire text and added signes-de-renvoi, chapter numbers and some,marginalia which deliver proof of a certain fascination for illness and disability, with titles such as "De leproso" (fol. 10r), "De paralitico" (fol. 11r) and "Surdo et muto" (fol. 43v). First leaf slightly darkened on recto and with traces of corrosion from original chain binding in lower margin, ca. 5 leaves with marginal slash or small marginal cutout. Else well-preserved copy, board margins partly with traces from original fixation. Verso of last leaf with medieval inscription "Maestro Souavia". - Sir Thomas Phillips (1792-1872), Ms. 926, acquired in 1825 from the ownership of Abbé Celotti, whose collection was sold through Sotheby's on June 16, 1908, lot 279. - Countess Estelle Doheny (1875-1958), acquired from Rosenbach; her collection was sold through Christie's on December 2, 1987, lot 145. - J. Ritman Collection, acquired from Antiquariat Tenschert, Leuchtendes Mittelalter, cat. XXI, no. 4, sold through Sotheby's on June 17, 2003, lot 3. - From a Southern German private collection.
Markus-Evangelium mit der Glossa ordinaria
Lateinische Handschrift auf Pergament. Oberitalien, vermutlich Toskana, zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts.
- Vollständige Handschrift des Markus-Evangeliums
- Mit der Glossa ordinaria, das sind biblische Erläuterungen und Kommentare
- Innovativ gestaltet mit Interlinear- und Marginalglossen
- Mit einer prächtigen blattgroßen Flechtwerk-Initiale
- Ein über 800 Jahre altes, schönes und wohlerhaltenes Bibelmanuskript im Handformat
Glossierte Handschriften der Bibel waren eine der größten Errungenschaften der Gelehrsamkeit und des graphischen Designs im 12. Jahrhundert. Die erklärenden Notizen wurden um den biblischen Text herum angeordnet, so daß Text und Kommentar gleichzeitig gelesen werden konnten. Kurze Erklärungen sind zwischen die Zeilen des biblischen Textes eingefügt (Interlinearglossen), während längere Abschnitte den Text zu beiden Seiten flankieren (Marginalglossen). So waren die Erklärungen der Kirchenväter nicht nur buchstäblich, sondern auch metaphorisch um den Text der Heiligen Schrift herum angeordnet.
"Während der ersten Hälfte des zwölften Jahrhunderts kam rasch eine komfortable und innovative Form des Bibelkommentars in Mode. Sie verbreitete sich aus den französischen Kathedralschulen, insbesondere aus Laon und Paris, in alle Teile Europas. Es war dies die sogenannte Glosse, manchmal auch Glossa ordinaria genannt. Der bedeutendste Glossenkompilator war vermutlich Anselm von Laon (gest. 1117) .. Ein Leser konnte den Haupttext lesen und kurz einen Blick links oder rechts auf die Randspalte werfen, um nachzulesen, was dieser oder jener bedeutende Kommentator über einen bestimmten Vers oder Passage der Bibel gesagt hatte" (Chr. de Hamel, Das Buch. Eine Geschichte der Bibel . Berlin 2002. S. 108f.).
Der Text beginnt mit "Marcus dei evangelista", einem Kommentar zum Markusevangelium (Migne, Pat.Lat., 103:279), und einer Glosse von Hieronymus: "Quartuor evangelia unum sunt.." (Pat.Lat., 114:179). Der Kommentar wird durch eine 4zeilige farbige M-Initiale eröffnet, die aus zwei Vögeln gestaltet ist. Der biblische Text beginnt auf Fol. 4r, eingeleitet von der Glosse "Matheus dicitur filii david .." und hervorgehoben durch eine nahezu ganzseitige Flechtwerk-Initiale. Deren Gestaltung ist typisch für die toskanische und norditalienische Buchmalerei der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Vgl. F. Avril und Y. Zaluska, Manuscrits enluminés d'origine italienne , 1, VIe-XIIe, 1980, insbesondere die Nrn. 82, 83, 85, 113 und 123. Für die erste Initiale zum Kommentar vgl. eine ähnliche, aus Doppelvögeln gebildete Initiale M in BnF ms.lat.654, Fol. 173v (Avril und Zaluska, S. 70, Nr. 120, Taf. XLVII).
EINBAND: Lederband des 18. Jahrhunderts (Rücken und Vorsätze erneuert). 23 : 16 cm. - ILLUSTRATION: Mit 1 nahezu blattgroßen farbigen Flechtwerk-Initiale (11-zeilig), 1 farbigen figürlichen Initiale (4-zeilig) und 1 roten Federwerk-Initiale (3-zeilig). - KOLLATION: 100 Bll. (Quaternionen, letzte Lage zu 4 Bll.). Blattgröße ca. 22 : 14,5 cm. Schriftspiegel 14 : 11,5 cm. Dreispaltig, mit Metallgriffel blind regliert, 13 Zeilen für die Mittelspalte (Bibeltext), 33 Zeilen für die rechte und linke Spalte (Glossen). Romanische Minuskel in brauner Tinte. Rubriziert, mit roten Paragraphzeichen, Kapitelnumerierung in Rot und Schwarz. - Eine Hand aus dem frühen 13. Jahrhundert korrigierte den gesamten Text und fügte Signes-de-Renvoi, Kapitelnumerierungen und vereinzelt Randtitel hinzu, die eine besondere Faszination für Krankheit und Behinderung zeigen, mit Titeln wie "De leproso" (Fol. 10r), "De paralitico" (Fol. 11r) und "Surdo et muto" (Fol. 43v). - ZUSTAND: Das erste Bl. recto leicht gedunkelt und im Unterrand mit Rostspur des ursprünglichen Ketteneinbands, ca. 5 Bll. mit marginaler Schnittspur oder kl. Ausschnitt am Rand. Sonst sehr gut erhalten, die breiten Ränder tls. noch mit Nadelspuren der Fixierung. - PROVENIENZ: Letztes Bl. verso mit mittelalterlicher Inschrift "Maestro Souavia". - Sir Thomas Phillips (1792-1872), Ms. 926, gekauft 1825 aus dem Besitz des Abbé Celotti, Verkauf seiner Sammlung bei Sotheby's, 16. Juni 1908, Lot 279. - Gräfin Estelle Doheny (1875-1958), erworben von Rosenbach; Verkauf ihrer Sammlung bei Christie's, 2. Dezember 1987, Lot 145. - J. Ritman Collection, gekauft beim Antiquariat Tenschert, Leuchtendes Mittelalter , Kat. XXI, Nr. 4, Verkauf bei Sotheby's, 17. Juni 2003, lot 3. - Süddeutsche Privatsammlung.
Complete Gospel of Mark manuscript with glossa ordinaria (biblical annotations and commentaries), in an innovative make with interlinear- and marginal glossa and with a splendid full-page knotwork initial. This bible manuscript is more than 800 years old and well-preserved. - "Glossed books of the Bible were one of the 12th century's greatest achievements of scholarship and design. The glossa ordinaria consists of explanatory notes extracted from patristic and medieval commentaries, and arranged around the biblical text so that text and commentary could be read simultaneously. These extracts are arranged as short notes between the lines of the biblical text in the central column, and longer sections down the margins, so that 'the works of the fathers were ordered both metaphorically and literally around the text of Scripture" (C. de Hamel). 18th century calf binding (spine and endpapers renewed). 23 : 16 cm. With 1 nearly full-page knotwork initial (11 lines), 1 figurative color initial (4 lines) and 1 red penwork initial (3 lines). 100 leaves (quaterniones, last quire with 4 ll.). Size of sheet ca. 22 : 14,5 cm. Text area 14 : 11.5 cm. Three columns, blind-ruled with a metal slate, 13 lines for the center column (bible text), 33 lines for left and right column (glossa). Romanic minuscule in brown ink. Rubricated, with red paragraph signs, chapters numbered in red and black. - An early 13th century hand corrected the entire text and added signes-de-renvoi, chapter numbers and some,marginalia which deliver proof of a certain fascination for illness and disability, with titles such as "De leproso" (fol. 10r), "De paralitico" (fol. 11r) and "Surdo et muto" (fol. 43v). First leaf slightly darkened on recto and with traces of corrosion from original chain binding in lower margin, ca. 5 leaves with marginal slash or small marginal cutout. Else well-preserved copy, board margins partly with traces from original fixation. Verso of last leaf with medieval inscription "Maestro Souavia". - Sir Thomas Phillips (1792-1872), Ms. 926, acquired in 1825 from the ownership of Abbé Celotti, whose collection was sold through Sotheby's on June 16, 1908, lot 279. - Countess Estelle Doheny (1875-1958), acquired from Rosenbach; her collection was sold through Christie's on December 2, 1987, lot 145. - J. Ritman Collection, acquired from Antiquariat Tenschert, Leuchtendes Mittelalter, cat. XXI, no. 4, sold through Sotheby's on June 17, 2003, lot 3. - From a Southern German private collection.
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